1.6.1917 – 24.10.2004
1950 trat er in die Gemeinschaft der Kleinen Brüder Jesu ein und kam 1961 nach Duisburg, wo er nach Hamburg die zweite Fraternität in Deutschland gründete. Er ließ sich im Duisburger Gleisdreieck nieder, einer stadtbekannten Obdachlosensiedlung. Den Menschen, die hier lebten, fühlte er sich immer freundschaftlich verbunden. Als die Siedlung 1978 der Autobahn weichen musste, zog er mit einem Teil der Bewohner in ein benachbartes Viertel und blieb dort wohnen bis zum Juni 1997.
Bevor Michael 1961 nach Duisburg kam, arbeitete er bei einer Reederei in Straßburg. Er war Schiffer auf dem Rhein und fand dann Arbeit im Hafen von Duisburg. Die große Entfernung zur Siedlung und die lange Arbeitszeit von 10 bis 12 Stunden, veranlassten ihn, die Arbeit im Hafen aufzugeben. Er bewarb sich bei der Stadt Duisburg, erhielt einen Arbeitsplatz bei der Müllabfuhr und arbeitete schließlich als Straßenfeger.
Als er einmal gefragt wurde, ob er die gesellschaftlich wenig anerkannte Arbeit des Straßenfegers ein Leben lang ausüben könne, obwohl er doch mit seiner Ausbildung ganz andere Möglichkeiten habe, da antwortete er:
Ich leide nicht unter dieser Situation. Ich mache das seit vielen Jahren, weil Menschen diese Arbeit machen und machen müssen. Sie ist schon etwas wert, diese Arbeit, und ich glaube auch, jeder Arbeiter hat seinen Platz in der Welt. Straßenfeger braucht man, man soll sich nicht schämen, Straßenfeger zu sein. Es ist auch ein Dienst für die Gesellschaf. Diese Arbeit so viel wert wie andere Arbeit auch.
Neben den Menschen in der Siedlung waren ihm besonders die Menschen in der Arbeitswelt wichtig. Schon bevor er in die Fraternität eintrat, hatte er als Arbeiterpriester gearbeitet. Als sich in den siebziger Jahren auch in Deutschland eine Gruppe von Arbeiterpriestern bildete, war Michael mit dabei. Es war ihm ein Anliegen, dass die Kirche sich den Fragen der Arbeitswelt öffnete und für Ungerechtigkeit und soziales Unrecht aufmerksam wurde.
Michael ging 1980 in Rente. Er schloss sich dem Senioren-Schutz-Bund „Graue Panther“ an, einer überparteilichen und überkonfessionellen Organisation, die für die Interessen alter Menschen eintritt. Darüber hinaus hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, regelmäßig Bekannte in einem Altenheim zu besuchen.
Im Januar 1990 diagnostizierte der Arzt bei ihm Parkinson. Diese Krankheit ergriff nach und nach Besitz von ihm. Als er 80 Jahre alt wurde, entschied er sich schweren Herzens, seine Wohnung im Viertel zu verlassen. Er nahm Abschied von den Menschen, deren Leben er 35 Jahre lang geteilt hatte.
Er zog zu Markus und Wolfgang, die inzwischen im Duisburger Stadtteil Marxloh wohnten. Mit dieser Entscheidung, begann für alle drei eine Etappe, die jeden einzelnen von ihnen in besonderer Weise prägte. Als Michael zunehmend pflegebedürftig wurde, kam morgens und abends ein ambulanter Pflegedienst. Pflegerinnen und Pfleger entwickelten über die Jahre ein fast freundschaftliches Verhältnis zu Michael. Unterstützung bekamen Markus und Wolfgang ebenfalls von einem Kreis von Freunden und Bekannten, die stundenweise Zeit mit Michael verbrachten.
AAls Michael im vergangenen Jahr im Sterben lag, kam er doch noch einmal zu Kräften. Da sagten Markus und Wolfgang: Michael war wohl an der Himmelstür. Gott hat ein wenig die Tür geöffnet und zu Michael gesagt: „Dreh noch einmal eine Runde!“
Am Sonntag, dem 24. Oktober abends um 19.30 h ist er dann endgültig heimgegangen.